Am Beispiel Elisabeths von Bayern kann man in Cadolzburg viel erfahren zu Formen weiblicher Herrschaftsausübung und Bewegungsspielräume, der wirtschaftlichen Absicherung einer Fürstin, ihrer „Treue“ und Loyalitäten zu der Familie, in die sie eingeheiratet hatte und auch der Rolle als Netzwerkerin, was sich in Briefen an sie und von ihr niederschlägt von Brandenburg und Franken bis nach Mantua.
Für hochadelige Mädchen und Frauen waren im Spätmittelalter nur wenige Möglichkeiten vorgesehen: entweder gingen sie eine standesgemäße Ehe im Sinne der dynastischen Pläne ein oder sie wählten ein Leben im Kloster. Dennoch wagten einige Zollernprinzessinnen einen anderen Weg zu gehen – sie versuchten ihrem Herzen zu folgen und einen Partner zu ehelichen, der nicht ihrem fürstlichen Rang entsprach. Während Margarethes Ehe trotz aller Konsequenzen hielt, landete Barbara für ihren in strenger Haft. Das spannende Thema morganatischer, also nicht standesgemäßer, Ehen hochadliger Frauen wird erstmals in der Ausstellung in Schloss Neuburg a. d. Donau beleuchtet.
Der Fall von Elisabeth von Württemberg zeigt die herausfordernde Lage, in die adelige Töchter mit ihrer Verheiratung geraten konnten, standen sie doch ab dann in der Obhut ihres Ehemannes und dessen Familie. Vertraglich zugeschriebene Rechte mussten unter Umständen eingefordert werden, ohne in Konflikt mit der Schwiegerfamilie zu geraten. Elisabeth bewies außerdem, dass der Witwenstand kein isolierter und passiver Ruhestand sein muss: Sie ergriff die Chance und nutzte die neuen Freiräume im Rahmen der ihr gebotenen Möglichkeiten. Ihren Nürtinger Witwensitz machte sie mit einem geselligen Hofstaat zu einer Anlaufstelle für ihre Verwandten, in ihrer Obhut wuchsen Kinder Verwandter und ihrer Hofangestellter auf, während sie beste Bildung und Erziehung genossen.
Elisabeth (1383-1442), erste zoller‘sche Kurfürstin, wuchs wohl bis zu ihrer Ehe mit Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg in der Obhut ihrer Mutter Maddalena Visconti, Herzogin von Bayern-Landshut, in Burghausen auf. 1255 als Zweitresidenz der Familie begonnen, erfolgte unter Georg dem Reichen (reg. 1479-1503) und seiner Gemahlin Hedwig (1457–1502) der Ausbau der Burg zur Festung. Hier wohnten die niederbayerischen Herzoginnen und Prinzessinnen. Mit der zunehmenden Residenzbildung im 15. Jahrhundert entstanden zeitgleich auch in den dynastisch verknüpften Herrschaftssitzen Ansbach, Cadolzburg, Berlin und Meißen Fürstinnenappartements und zugehörige Frauenzimmer für den Hofstaat.
Burghausen war Erziehungsstätte für die nachfolgenden Generationen und Schauplatz höfischen Lebens: Ausgleich zu Verwaltungsaufgaben und dynastischer Korrespondenz boten die Jagd oder das Bad im nahegelegenen Wöhrsee. Spuren der räumlichen und sozialen Strukturen spätmittelalterlicher Frauenzimmer sind heute noch in Burghausen sichtbar. Die Ausstellung „Frauenzimmer – Frauenhof“ (17. September bis 14. Dezember 2025) lädt dazu ein, sie auf der Burg zu entdecken!