1791

Leonische Drahtwaren aus Roth

Schloss Ratibor als Wohnstatt für Unternehmergeist

1791 erwirbt der Tressenfabrikant Johann Philipp Stieber das markgräfliche Schloss Ratibor in Roth. Er nutzt es als Wohn- sowie als Produktionsstätte für die 1730 gegründete leonische Drahtmanufaktur. Diese stellt die Keimzelle für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt dar.

Der Begriff leonische Drahtwaren bezeichnet vergoldete und versilberte feine Drähte, daraus hergestellte Zwischenprodukte wie Gespinste (mit geplättetem Draht umsponnene Textilfäden) und Gewebe sowie Fertigwaren wie beispielsweise Tressen, Borten, Spitzen oder Posamente.

Die Förderung des Manufakturwesen, vor allem für Luxusgüter, ist Teil der markgräflichen Wirtschaftspolitik. Damit will man von teuren Importen für den Bedarf der barocken höfischen Kultur unabhängig werden.

Unter seinem Enkel, Wilhelm von Stieber, wird das Schloss Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus zu einem standesgemäßen Wohnsitz eines „Industriebarons” umgebaut.