Der kurierte Trinker

Zweikampf an der „Eisernen Hand“ bei Schloss Stolzenfels

Im Koblenzer Stadtwald, in der Nähe von Schloss Stolzenfels, kommen Spaziergänger an der „Eisernen Hand“ vorbei. Diesen Namen trägt ein denkmalgeschütztes, 2,70 Meter hohes Basaltkreuz, an dessen Spitze zwei eiserne Hände angebracht sind. Sie sollen auf eine Sage zurückgehen, die einen nächtlichen Zweikampf an dieser Stelle beschreibt. 

Hauptfigur dieser Sage ist ein Ritter namens Kuno, Verwalter von Schloss Stolzenfels. Dieser Posten war der Dank des Erzbischofs von Trier für Kunos tapferes Verhalten in einer langwierigen Fehde. Doch Kuno langweilt sich auf dem Schloss und streift lieber mit seinem ehemaligen Kampfgenossen Robin von Kobern jagend durch die Wälder – was für gewöhnlich mit einer ausgiebigen und trinkfreudigen Feier auf Burg Kobern endet.

Die Gehmalin Kunos, einsam auf Schloss Stolzenfels, überlegt deshalb, wie sie ihren Mann von diesen Trinkgelagen abbringen könne, und beschließt, ihm eine Lektion zu erteilen.

Als Ritter Kuno wieder einmal den ganzen Tag unterwegs gewesen ist und um Mitternacht von Kobern heimreitet, stellt sich ihm kurz vor Stolzenfels ein Ritter in voller Rüstung und mit geschlossenem Visier in den Weg. Zunächst glaubt der angetrunkene Kuno noch an einen nächtlichen Spuk, doch als der fremde Ritter angreift, ist er hellwach. Klirrend treffen die Klingen aufeinander und Kuno, den kein Harnisch schützt, hat zu tun, sich der Hiebe des Fremden zu erwehren. Doch dann begeht dieser einen Fehler, Kuno schlägt zu und trennt dem Unbekannten die Schwerthand ab. Heftig blutend sinkt der Getroffene vom Pferd.

Kuno will wissen, mit wem er es aufgenommen hat, doch als er das Visier des Fremden aufklappt, ereilt ihn der Schock: Er hat seine eigene Frau vom Pferd gestreckt.

Der Ritter verbindet sie und bringt sie zum Schloss. Seine Frau überlebt und als nach vielen Wochen die Wunde verheilt ist, lässt er ihr eine eiserne Hand anfertigen. Am Platz ihres nächtlichen Zweikampfs lässt Kuno an einem Kreuz ebenfalls zwei eiserne Hände anbringen: Die eine zeigt in die Richtung der Burg Kobern, die andere zum Schloss Stolzenfels. Endgültig von der Jagd- und Trunklust kuriert, lebt er dort fortan zufrieden an der Seite seiner Frau.