Landesmutter, Witwe, Technik-Fan
Um 1600 gehörte Sophia von Brandenburg zu den einflussreichsten Personen am Dresdner Hof. Fünf Jahre lang war sie Kurfürstin von Sachsen, über dreißig Jahre Kurfürstin-Witwe und Mutter zweier Kurfürsten. Ihre kluge Politik wurde von ihren Söhnen geschätzt: Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen ließ 1617 eine Münze mit der Aufschrift: „Du sollst der Mutter an jedem Tag ihres Lebens Ehre erweisen“ für sie prägen.
1568 als Tochter von Kurfürst Johann Georg von Brandenburg geboren, wuchs Sophia in Berlin auf. Mit 14 heiratete sie Christian von Sachsen, der 1586 Kurfürst wurde. Nach dessen plötzlichem Tod 1591 war ihr ältester Sohn erst acht Jahre alt. Offiziell übernahm Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar die Vormundschaft, doch Sophia spielte eine zentrale Rolle in der Erziehung ihrer Kinder. Sie setzte sich für das orthodoxe Luthertum ein und war eine treibende Kraft bei der Verfolgung der Calvinisten in Sachsen, insbesondere bei der Hinrichtung des ehemaligen Kanzlers Nikolaus Krell. Während sie von lutherischen Zeitgenossen dafür gefeiert wurde, galt sie Historikern oft als unnachgiebig und impulsiv.
Ihre Briefe zeigen jedoch eine strategisch denkende Frau. Ohne offizielle Macht musste sie Friedrich Wilhelm und später ihre Söhne mit Argumenten überzeugen. Sie sicherte finanzielle Mittel für Bauprojekte und Kunstankäufe, um das Ansehen des Kurfürstentums zu stärken. Besonders ihre Wittumsländereien profitierten: Sie renovierte ihren Witwensitz Schloss Colditz, stiftete eine bemalte Holzdecke für die Kirche St. Nikolai in Geithain und förderte den Neubau der Lateinschule in Rochlitz.
Zu Ehren ihres verstorbenen Mannes ließ sie die Grablege der albertinischen Kurfürsten im Freiberger Dom vollenden. Schon als Kurfürstin sammelte sie in ihrer Kunstkammer im Dresdner Schloss bevorzugt mechanische Automaten. Teile ihrer Sammlung überführte sie 1603 auf Schloss Colditz. Der Diplomat Philipp Hainhofer lobte ihre Sammlung 1617 als vielfältiger als die des Kurfürsten. Einige ihrer Stücke sind heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten.