Richard Wagner und das Markgräfliche Opernhaus

Grüner Hügel statt markgräfliche Kostbarkeit

Ein kleiner, agiler Herr besichtigt am 18. April 1871 das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth. Der Hausmeister empfängt den Ankommenden und entgegnet auf dessen Wunsch, das Innere des Opernhauses sehen zu dürfen, verhalten – mit dem Hinweis auf eine gerade stattfindende Probe. Allerdings entspricht er dem Wunsch des Gastes, seine Karte unverzüglich dem Direktor zu bringen.

Nur wenige Minuten später erscheint der sichtlich aufgeregte Hoftheater-Direktor und bietet an, den Gast höchstpersönlich durch alle Räume zu führen. Denn der Gast ist niemand Geringeres als Richard Wagner, seinerzeit der wohl berühmteste unter den deutschen Komponisten. 

Wagner ist auf der Suche nach einem geeigneten Ort für seine Festspiele. Das Markgräfliche Opernhaus wird bekanntlich nicht zur Stätte des nachfolgenden Wagner-Kultes – es erscheint dem Komponisten zu kostbar für die notwendigen Umbauarbeiten. Stattdessen entscheidet sich Wagner für einen Neubau auf Bayreuths „Grünem Hügel”. Zur Feier der Grundsteinlegung am 22. Mai 1872 dirigiert Wagner selbst im Markgräflichen Opernhaus Beethovens „9. Symphonie”.