Wie der Name Ratibor nach Franken kommt

Ein Schloss als Sinnbild für territoriale Ansprüche

Mitten im fränkischen Roth trägt Schloss Ratibor den Namen eines schlesischen Fürstentums.

„Mitgebracht” hat den Namen der Erbauer des Schlosses: Markgraf Georg der Fromme (reg. 1515 bzw. 1527-1532). Er lässt es in den Jahren 1535 bis 1538 als Jagdschloss errichten. Der Bau entsteht in einer Zeit, in der sich die territorialen Interessen Georgs in Schlesien verfestigen. Nicht zuletzt dank geschickter Heiratspolitik gelingt es dem Markgrafen, sich bedeutende Herrschaften in Schlesien zu sichern.

Eine Stiftungstafel über dem Osttor erläutert den Zusammenhang zwischen Roth und Ratibor. Auf ihr steht auch geschrieben, dass der Bau des Schlosses durch Einkommen aus den schlesischen Besitzungen finanziert wurde.

Mit der Stiftungstafel und der Namensgebung versinnbildlicht Georg der Fromme seinen Anspruch auch über das fränkische Stammland hinaus.

Bekrönt wird die Tafel vom kaiserlichen Wappen, darunter befinden sich die Wappen und Titulaturen der drei Gemahlinnen Georgs. Das linke Wappen gehört zu Beatrix von Frangepan, die nach nur einjähriger Ehe 1510 stirbt. Ihr Erbe ermöglicht es Georg, sich in Schlesien einzukaufen. 1512 handelt er mit den Herzögen von Oppeln und Ratibor eine Erbverbrüderung aus. Diese sichert ihm deren Nachfolge im Falle eines absehbaren kinderlosen Ablebens.

1523 erwirbt Georg das Herzogtum Jägerndorf und stärkt damit seine Stellung in Schlesien. Durch die Ehe mit der Schlesierin Hedwig von Münsterberg (mittleres Wappen) 1525 sichert er sich weiteren Einfluss.

Der neue böhmische König Ferdinand I. versucht, den Markgrafen aus Schlesien zu verdrängen. Erfolg hat er aber damit keinen. Zwar erreicht Ferdinand einen Widerruf der Erbverbrüderung mit Oppeln und Ratibor zu seinen Gunsten, muss aber beim Eintritt des Erbfalles 1523 die Herzogtümer Georg als Pfandbesitz übertragen. 

Ein Jahr zuvor stirbt Hedwig. Georg heiratet nun Emilie von Sachsen (rechtes Wappen), die ihm den ersehnten Stammhalter schenkt. 1551 kündigt Ferdinand das Pfandlehen und den Markgrafen bleibt nur noch ihr fränkisches Ratibor.