Ein Kleid als Sinnbild der Opern-Opulenz

Rekonstruktion eines barocken Bayeuther Kostüms

Was wäre die barocke Oper ohne ihre Kostüme? Mit welcher stofflichen Opulenz das höfische Schauspiel und Musiktheater im 18. Jahrhundert inszeniert wurde, zeigt die Rekonstruktion eines barocken Theaterkostüms.

Angefertigt wurde es im Auftrag der Bayerischen Schlösserverwaltung für das neu entstehende Museum zum Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. Die Vorlage für dieses prachtvolle Kleid samt Kopfputz stammt aus Bayreuth selbst: Es ist eine graphische Darstellung aus dem Kostümbuch des Bayreuthers Rüstkämmerers Johann Meßelreuther. In seiner Stichsammlung, die 1723 unter dem Titel „Neu eröffneter Masquen-Saal” erschien, sind mehr als 200 „Masqueraden-Figuren” abgebildet: Sie vermitteln einen anschaulichen Eindruck vom Kostümfundus der Bayreuther Oper unter Markgraf Georg Wilhelm zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Erst vor wenigen Jahren gelang es der Bayerischen Schlösserverwaltung, ein seltenes handkoloriertes Exemplar dieses einzigartigen kulturhistorischen Zeugnisses zu erwerben.

Unter der Vielzahl der abgebildeten mythologischen und allegorischen Bühnenkostüme fiel die Wahl auf das Kleid der Penelope, der Gattin des griechischen Heros Odysseus. Zur Auswahl der passenden Stoffe für das Kleid mit seiner besonders schönen Ornamentik waren umfangreiche Archivstudien notwendig. Fündig wurde man im Staatsarchiv Bamberg. Dort hat sich ein Inventar von 1715/26 über die „auf dem Residenzschloss zu Bayreuth befindlichen Redouten-, Opern-, Comödien- und Masqueradenkleider” erhalten. Darin sind die zum Teil überaus kostbaren Materialien der Kleider genau bezeichnet – für die antiken Frauenkostüme etwa wird häufig Seidendamast, Taft und Samt genannt.

Deshalb wurde auch bei der Rekonstruktion des Kleids der Penelope an Pracht nicht gespart: Zum Einsatz kamen türkisgrüner Seidendamast für das Obergewand, zitronenfarbener Taft für das Innenfutter und gelber Samt mit lavendelfarbenen Taftappliken zur ornamentalen Gestaltung des Reifrocks.

Bei der Auswahl und Verarbeitung wurden die Textilrestauratoren der Bayerischen Schlösserverwaltung von der renommierten Kostümbildnerin Angelika Nowotny unterstützt. In ihrer Werkstatt wurde der graphische Entwurf auch umgesetzt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Kostüm überzeugt mit changierenden Glanzeffekten – ein Lichterspiel, das perfekt zum illusionistischen Dekor des Markgräflichen Opernhauses passt.