Witwentracht bis in die Ewigkeit

Das Hochgrab der Anna von Sachsen im Heilsbronner Münster

Im Münster von Heilsbronn, der Familiengrablege der Hohenzollern, findet man das Hochgrab der Anna von Sachsen (1437-1512). Schon zehn Jahre vor ihrem Tod lässt sie es nach ihren Vorstellungen fertigen. Sie ist liegend in Lebensgröße dargestellt und trägt die Witwentracht mit einem bis über das Kinn gezogenen Schleier.

Doch warum lässt Anna sich im Witwengewand bestatten, obwohl sie ihren Mann um mehr als 25 Jahre überlebt? Und warum heiratet Anna nach dem Tod ihres Mannes nicht wieder, obwohl ihre Brüder aus machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen darauf drängen? Das erklärt ein Blick zurück.

1458 heiratet die 21-jährige Anna den 23 Jahre älteren Albrecht Achilles, für den es die zweite Ehe ist. Aus seiner ersten Ehe mit Margarete von Baden hat er bereits vier Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren. In den 28 Ehejahren mit Anna kommen noch 13 gemeinsame Kinder hinzu, von denen aber sechs bereits im Kleinkindalter sterben.

Die Briefe, die Anna und Albrecht sich schreiben, bezeugen den großen Respekt, den unbedingten Gehorsam und die herzliche Liebe, die Anna ihrem Mann entgegenbringt.

1475 schreibt Anna an ihren Gatten, der sich von Reichs und Kriegs wegen am Rhein aufhält :
„So laß ich eur lieb wissen, das mich gar sehr nach eur lieb verlangt, und wolt gar gerne wissen, (...) das eur lieb gesunt wer und wol zustund, das wer ich von ganzen meinen herzen erfreut (...)”.

Albrecht bringt Anna ebenfalls Liebe und Respekt entgegen, was er mit zahlreichen Geschenken wie kostbarem Schmuck und Kleinodien, die er von seinen Reisen mitbringt, ausdrückt.

Doch lässt den Fürsten der Gedanke nicht in Ruhe, Anna könnte nach ihrem Tod nochmals heiraten – und damit möglicherweise dafür sorgen, dass erworbener Familienbesitz in andere Hände gerät. Deshalb verfügt er in seinem Testament, dass alle Kleinodien, Perlen, Röcke, kurz alles, was er Anna je gegeben hat, an die Söhne fällt, sollte Anna ihren Witwenstand brechen.

Annas Brüder widersprechen diesem Testament massiv, da sie großes Interesse an der Wiederverheiratung ihrer Schwester haben. Doch Anna betont schon zu Lebzeiten ihres Mannes immer wieder, dass sie einen Witwenstand nie brechen würde. Nach Albrechts Tod bleibt Anna ihren Brüdern gegenüber standhaft.

Sie zieht sich auf den von ihrem Mann für sie hinterlassenen Witwensitz in Neustadt a.d.Aisch zurück, kommt aber noch regelmäßig zu Besuch ins Kloster Heilsbronn, das sie sehr liebt.