Der Rother Schielangriff

Überprüfung einer königlichen Klatschgeschichte

Im Frühjahr 1662 nimmt Christina von Schweden für zwei Tage Quartier in Roth. Die Tochter des Schwedenkönigs Gustav Adolf gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten dieser Zeit. Als Nachfolgerin ihres Vaters ist sie von 1632 bis 1654 Regentin von Schweden und führt in Stockholm einen der prachtvollsten Höfe Europas. 1654 dankt sie ab, konvertiert zum Katholizismus und siedelt nach Rom über.

Eine ihrer Reisen führt sie 1662 durch Roth. Ab Kornburg erhält sie markgräfliches Ehrengeleit, bestehend aus dem Oberstallmeister von Crailsheim, Oberamtmännern aus Spalt und Roth sowie mehreren adeligen Damen. 

Die gesamte Gesellschaft übernachtet in Roth beim Adlerwirt in der unteren Vorstadt. Die ehemalige Königin bezieht ihr Quartier im Schloss Ratibor. Die Gesamtkosten für Speisen, Getränke und Bedienstete belaufen sich auf 55 Gulden und 6,5 Kreuzer: Ausgaben, für die der Markgraf aufkommen muss.

Darunter sind auch 8 Kreuzer, die der Schreiner Weyern für ein Loch in der Küchentür berechnet. Durch dieses Loch will der Oberstallmeister der Königin beim Treppensteigen unter die Röcke schielen, um zu überprüfen, ob sie darunter Männerkleidung trägt.

Denn es geht das Gerücht um, dass Christina ein Hermaphrodit sei. Ausgerechnet in Roth soll nun eine der wildesten Klatschgeschichten dieser Zeit überprüft werden – allerdings ist das Ergebnis des Schielangriffs nicht überliefert.